Montag, 7. Juni 2010

die faszinierende welt des internets

das lange wochenende ist nun leider vorbei. und auch wenn ich muskelkater von der vielen arbeit habe, war es doch wunderschön und auch entspannend. außer einem überraschungsbesuch der anderen art (dieser würde einen eigenen text verdienen, aber nicht heute) haben wir viel zeit miteinander und mit lieben freunden verbracht. zaubermomente waren täglich da, einiges für immer in meiner seele gespeichert. schön...

nun ist es wieder mal ein montagmorgen. nach der üblichen prozedur des "männerrauswurfs" setzte ich mich jeden morgen kurz vor den computer, um mich vom morgendlichen kraftakt zu erholen. eigentlich würde ich oft am liebten zurück ins bett gehen, aber das geht nicht. die arbeit wartet und diese woche wird es besonders viel von ihr geben. aber die 10 minuten in der früh, mit einer tasse kaffee in der hand, gehören nun nur mir. da bin ich weder mutter, noch ehefrau, noch professorin, einfach nur ich. und sehr oft verbringe ich diese 10 minuten in der gesellschaft des internets. oft eine zeitverschwendung, dessen bin ich mir durchaus bewußt, aber lustig und irgendwie auch völlig skurril.

das internets hat sich mir sehr früh nach deren geburtsstunde eröffnet. ich kann mich noch genau erinnern, wie faszinierend ich das fand, wie stolz ich auf meine erste emailadresse war, die mir plötzlich ganz neue möglichkeiten eröffnet hat. mit freunden in kontakt bleiben (zu dem zeitpunkt war meine ganze welt moskau und die freunde von dort, ach, ist das lange her), informationen austauschen, suchen, einfach in der gegen surfen. stundenlang habe ich da in der bibliothek vor dem computer verbracht und selten war ich weniger produktiv. aber egal, was war lustig. erste bekannschaften durchs internet habe ich schon vor über 10 jahren gemacht. dankt diesem habe ich einige freunde bis heute sehr aktiv in meinem leben (ein bussi zb. nach london, auch wenn k. das mit sicherheit nicht liest und versteht), einige aus der frühesten kindheit habe ich so wieder gefunden. sogar meine bessere hälfte verdanke ich dem internet. auch sehr viele in zwischen lieb gewonnene freunde, für die ich dankbar bin. alles schön und gut.

doch irgendwann entdeckte ich andere plattformen, die welt der snternetforen und schlußendlich die plattform schlechthin: das facebook. foren dürfe jedermann kennen, es gibt tausende, zu allen möglichen themen und ich bin vor nun 6 jahren auf zu erst ein forum, dann auf ein weiteres gestoßen und aus diesem hat sich ein drittes gebildet. während ich in der karenz war, habe ich so 3 internetforen intensiv gelesen und auch mit meinen meinungen zu unterschiedlichsten themen beglückt. ;)wenn ich jetzt mal bedenke, wieviel zeit ich da drinnen verbracht habe, wird mir direkt schwindelig. aber es war in dem moment ok.

das faszinierenden an diesen internetforen ist es ja gerade anderen menschen zu beobachten und "kennenzulernen". menschen, die sich aus irgendeinem grund irgendwo registrieren, meinst mit einem nick ( welcher teilweise unheimlich viel über sie aussagt) um ja anonym zu bleiben (das ist meiner meinung nach eine völlig illusion, aber ok). einige scheinen sich auch dort so zu benehmen wie im wahren leben. einige scheinen sich in der maske so sicher zu fühlen, daß sie völlig anders werden. einiges habe ich schon gelesen. die völlig grauen mäuse im alltag werden dort bunt, schüchterne mutig, kranke gesund, aber auch umgekehrt. einige sich sehr bedacht nicht anzuecken, einige nur darauf hinaus. einige scheinen überhaupt nicht zu denken, was aber - aus dem lesen einiger beiträge - wohl auch sonst der fall sein muß. es wird gestritten, gezickt, geweint, viiiiiel gejammert, aber auch gelacht, getröstet, freundschaften werden geschlossen, paare gebildet. eine völlig neue welt, die jedoch der wahren so ähnlich ist, daß man sich oft fragt, warum man in diese flüchten will. und während es mich immer mehr langweilt diese welt zu beobachten, kommen neue nicks mit dem gleichen alten themen und das rad dreht sich weiter...

die welt der facebooks ist ebenfalls eine völlig eigene und scheint oft auch sehr trügerische welt zu sein. ich hatte mich dort kurz nach der geburt von zwerg angemeldet aus dem einfachen grund, seine fotos für familie und einige wenige freunde auf der welt zu zeigen, ohne 10 mails verschicken zu müssen. nun habe ich - nach einige ausmistungsaktionen, weitere folgen - 232 (!) "freunde" von denen ich ca. 30 nicht persönlich kenne, ca. 100 15 und mehr jahre nicht gesehen habe und ca. 150 ich wohl sonst auf der straße kaum noch erkennen würde. die eigendynamik des ganzen nimmt fast erschreckende züge an, auch wenn es nach wie vor auch seine vorteile hat.

ich habe tatsächlich alte freunde gefunden. aus der frühesten kindheit, so z.B. meine beste freundin aus der vor- und volksschulzeit. zwar ist unser kontakt nie abgebrochen und der band zwischen uns wird für immer bestehen, aber seit wir beide auf facebook sind, schaffen wir es doch intensiver das leben der anderen zu betrachten, an diesem fast teilzunehmen. es ist schön, keine frage. auch freunde aus späterer zeit habe ich wieder gefunden, schulfreunde, studienkollegen, es ist schön zu sehen, wie sie geworden sind, wie ihre partner und kinder ausschauen, wie sie leben. es schafft nähe, alte, positive gefühle kommen hoch. aber sie wecken auch erwartungen, die man teilweise nicht mehr haben sollte, das habe ich gelernt. das tägliche treffen auf facebook ist nun mal kein realer täglicher kaffee zusammen. freundschaft ist was anderes und sollte anders gepflegt werden.

lustig und für sich sehr skurril sind allerdings die tatsachen, was einige dort posten schon. die statusmeldungen sind hier besonders zu erwähnen, denn diese faszinieren mich immer mehr. ob man dazu eine eigenen untersuchung machen könnte? während ich zu den internetforun längst schon eine mentalitätsuntersuchung für mich formuliert habe (ist nun leider nicht mein fach, aber spannend wäre es schon ), kann ich mich bei den statusmeldungen noch nicht ganz entscheiden, was da zu holen ist. aber es ist immer wieder aufs neue spannend und gleichzeitig irritierend.
so habe ich in den letzten jahren einiges gelesen. von gesundheits- und krankheitsmeldungen (in einigen situationen denke ich persönlich nicht es zu posten, aber ok, wenn man die kraft noch hat), glückwünschen, reisevorhaben (das mache ich aber auch oft ), müdigkeitsattacken, jammereien über das wetter(in der letzten zeit eigentlich fast bei jeden), sinnlosmeldungen (bei denen bin ich gut...;)) bis hin zu dauerjammernden menschen (solche habe ich in der letzten zeit ganz massiv gelöscht und "versteckt"), von meldungen wie voll die windel des eigenen kindes ist, bis zu sonstigen spannenden neugikeiten der welt. der höhepunkt aller statusmeldungen war wohl aber jede einer frau, die ihr kind ohne windel krabbeln lies und dann der welt mitteilen mußte, was ihr sproß mit seinen extrementen alles angestellt hat. als sie das 3 tage hintereinander gemacht hat (ja, das kind hat das 3 mal im folge gemacht, man könnte als mutter da ja auch was lernen) habe ich sie aus der "freundschaftsliste" gelöscht. ich habe sie eh kaum gekannt und die neugkeiten waren mir dann doch nicht "frisch" genug...;)

eine ganz eigene plattform habe ich mir schlußendlich, ohne es wirklich zu wollen, vor monaten mit diesem blog erschaffen. eine eben ganz meine, auch wenn es jeder lesen kann. nach fast 12 jahren ohne schreiben tut es aber gut, endlich meine gedanken auch anders als wissenschaftlich dazulegen. teilweise völlig sinnlos, aber für mich doch recht schön. vor 12 jahren, als mein vater starb, starb mir ihn nämlich auch meine tagebuchfreunschaft, rebekka (ja, die zwei k‘s waren absicht ;)). kreiert mit 13 jahren habe ich über 10 jahre lang fast täglich meine gefühle mit dieser fiktiven person geteilt (die parallele zu anne franks tagebuch ist aber gott sei dank nur in der erschaffung einer papierfreundin gegeben), über 10 jahre durfte sie meine gefühlsodyssee ertragen. mit meinem vater verschwand auch sie.

dieser blog ist eine art auferstehung. nicht von bekky, aber von meiner lust am schreiben, von meiner auseinandersetzung mit mir, mit der umgebung, mit der welt, eigentlich ganz für mich alleine. lustig, traurig, nachdenklich, kritisch, albern, so wie ich nun mal bin. chaotisch in erster linie. daß es einige doch lesen, ist ein bonuspunkt. und es tut gut in jeder hinsicht. somit hat das internet doch auch gutes, auch wenn es schon wieder, wie so oft, mir eben statt 10 minuten, fast eine stunde verschluckt hat. auf in den arbeitstag.

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